Drei Kreuze: Vor der Zerstörung gerettet

Die Kreuzigungsgruppe, die mitten in Dinslaken am Kreisverkehr Duisburger Straße/
Kreuzstraße steht, ist eine Kopie. Die Originale hängen an der Wand der St. Vincentius-
Kirche


von Ronny Schneider


Dinslaken. "So voll ist das Dachstudio sonst nur beim Kabarett", staunte Dr. Jutta Prieur, Leiterin des Stadtarchivs Wesel. Mit mehr als 120 Besuchern für den Vortrag über die Geschichte der "Drei Kreuze" konnten die Veranstalter Heimatverein, Volkshochschule und Stadt Dinslaken sehr zufrieden sein. Für die sechs geplanten Vorträge bis März 1999 war es ein Auftakt nach Maß. Das lag vor allem an Jutta Prieur, die sich "als Detektivin" verstand und mit einem lebendigen, frei gehaltenen Vortrag - unterstützt durch einige Dias - die Zuhörer in ihren Bann zog.


"Irgendwo hinbringen" wollte 1587 der katholische Pastor von St. Vincentius, Merten Kleinschmitt, die Kreuzigungsgruppe "Drei Kreuze", die vor den Toren Wesels auf dem Kalvarienberg standen. Sie sollten aus Wesel heraus. Denn in Wesel, einer der ersten reformatorischen Städte am Niederrhein, die auch noch stark calvinistisch geprägt war, war die Kreuzigungsgruppe vor der Zerstörung nicht sicher.


Also lud der Dinslakener Pastor mit starken Männern die "Drei Kreuze" auf einen Leiter-wagen, setzte gegen gutes Trinkgeld mit der Fähre über die Lippe und brachte sie bis vors Walsumer Tor in Dinslaken. Am heutigen Kreisverkehr der Duisburger Straße/ Kreuzstraße ruhten sich die Männer und Ochsen nach einem Bericht des Heimatforschers Hubert van Loosen acht (!!!) Tage in einer Gastwirtschaft "von den Strapazen des Transportes" aus. Aber auch danach wollten die Ochsen keinen Schritt mehr gehen. So blieben die "Drei Kreuze" seit nunmehr schon rund 400 Jahren an Ort und Stelle. "hier mischen sich Wahrheit und Legende", schmunzelt Jutta Prieur.


Der wohlhabende Weseler Weinhändler Hermann Sael, der aus Dankbarkeit über eine gesund überstandene Pilgerfahrt nach Jerusalem von seinem eigenen Geld die große Kreuzigungsgruppe gestiftet hatte, war zu dem Zeitpunkt des Abtransportes schon ver- storben. Er hätte Gott und die Welt nicht mehr verstanden. Denn immerhin hatte er nicht nur in die "Drei Kreuze" investiert, sondern von seinem Geld auf dem Kalvarienberg in Wesel eine Kirche mit Glocken errichten lassen. An drei Altären lasen drei Priester die Messe. Doch kaum fünfzig Jahre später war alles niedergerissen. Einzig die "Drei Kreuze" blieben übrig. Jedoch nicht in Wesel, sondern in Dinslaken.


Pfarrer Bernhard Kösters von St. Vincentius erläuterte in der sich dem Vortrag an- schließenden Diskussion, dass St. Vincentius für die "Drei Kreuze" weder Kosten noch Mühen gescheut habe. Nachdem sie sich nicht zuletzt durch die Umwelteinflüsse in einem schlechten Zustand befanden, seien sie restauriert worden und hätten seit 1985 an der Giebelwand von st. Vincentius ihren Platz. Für den historischen Ort am Kreisverkehr sind Kopien angefertigt und aufgestellt worden.