Luftbild Schenkenschanz 2008. Im Hintergrund der Altrhein mit der Fähre. Foto: Dieter Echterhoff, Kleve-Schenkenschanz
Luftbild Schenkenschanz 2008. Im Hintergrund der Altrhein mit der Fähre. Foto: Dieter Echterhoff, Kleve-Schenkenschanz

Der Niederrhein und die Politik vor 300 Jahren


von Ronny Schneider


Dass das bitterarme brandenburgische Herrscherhaus für das Studium seiner Söhne drin- gend BAFÖG gebraucht hätte, darauf wäre keiner der Zuhörer beim stadthistorischen Vortrag im Dachstudio gekommen.
Ein 70minütiges Feuerwerk ließ die Historikerin Uta Heinen von Borries von der Universität
Nijmegen auf die Zuhörer nieder.


Sie stellte den Niederrhein in den großen Zusammenhang der europäischen Politik des 17.
Jahrhunderts, behandelte Teile des 30jährigen Krieges und beleuchtete den 80jährigen Kampf um Glaubensfragen, der sich nach der Reformation abspielte.


Damit die Zuhörer durch die Fülle der Information nicht den Faden verlieren, legte sie ge- schickt eine Spur und stellte eine ganz markante Episode dieser Zeit in den Mittelpunkt. Sie berichtete, wie der spätere Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg als 15jähriger Junge 1635 die Eroberung der Schenkenschanz durch die Spanier an der niederländischen Grenze erlebte. Dass sich der junge Friedrich Wilhelm von Brandenburg unversehens wenige Kilometer von diesem strategischen Krieg an der Schenkenschanz aufhielt, lag an der Armut des brandenburgischen Hofes.


Die Brandenburger konnten zwar Kriege führen, aber sie besaßen nicht die Mittel, um ihre Söhne studieren zu lassen. Ursprünglich sollte Friedrich Wilhelm in Leiden studieren, doch wegen der heiklen finanziellen Situation der Familie verliess er die Universität, zog nach Rhenen in ein Schlösschen nahe bei Arnheim und widmete sich dem reiten und der Jagd.


Ute Heinen von Borries ließ die Zuhörer an ihrem Quellenstudium teilhaben und las aus
Originalbriefen des jungen Friedrich Wilhelm an seinen Vater. Wiederholt drängelte der   Junge, dass er "das Lager (der Schenkenschanz) einmal sehen möge" und er war davon überzeugt, dass die Schenkenschanz zurückerobert werden müsse. Das konnten die Zuhörer gut nachempfinden.


Denn viele Mitglieder des Heimatvereins kennen die Schenkenschanz aus eigener An- schauung, seit bei einem Sommerfest die River Lady Kurs auf die Schenkenschanz nahm. Wer diesen Platz erobert, blockiert den Fluss Waal und beherrscht das Flusssystem von Maas, Waal, Ijssel und Rhein.


Als den Niederländern 1636 die Zurückeroberung gelang, gab es für die Bevölkerung jedoch nichts zu lachen. Die Soldaten brachten die Pest mit, die viele dahinraffte.