Klein, wild und auf Pfählen erbaut
Als Dinslaken noch eine Siedlung war


von Ronny Schneider


Dinslaken. Dass Hiesfeld älter als Dinslaken ist, auf dem Berg liegt und auf stabilem Grund gut aufgebaut werden konnte, war den meisten der über 100 Zuhörern beim zweiten stadt-historischen Vortrag im Dachstudio schon bekannt.


"Die Lake", das Sumpfgebiet unterhalb Hiesfelds, das heutige Dinslaken, blieb lange Zeit ausgespart und unbekannt. Dass aber Dinslaken nur deshalb zur Stadt erhoben und gebaut wurde, um das Sumpfgebiet trocken zu legen, wirkte sehr ernüchternd. Da war es auch kein Trost, dass der Referent Dr. Meinhard Pohl, Leiter des Kreisarchivs in Wesel, sagte, dass von den 200 Städten, die vor 700 Jahren gegründet wurden, Dinslaken immerhin an 64. Stelle lag. Fast wie im Fußball: vierte Liga.

 

Ist es aber nicht in schriftlichen Quellen dokumentiert, dass der Grund für die Stadterbauung der war, das Herzogtum Kleve nach Süden hin zu schützen und zu befestigen? Sollte nicht der Erzbischof von Köln abgewehrt werden? Auch mit dieser These räumte Dr. Pohl auf. Der Erzbischof von Köln, Engelbert VII. von Falkenstein, saß zur Zeit der Stadtgründung Dinslakens für etliche Jahre auf der Burg Nideggen im Gefängnis. Er konnte dem Herzog von Kleve nicht gefährlich werden. Außerdem war er mit dem Hause Kleve verwandt. Weil das Erzbistum Köln zu der zeit unter großem Machtverlust litt, nutzte Graf Dietrich VII. von Kleve die Gunst der Stunde, um mit Dinslaken im Süden seinen Machtbereich zu befestigen. Er behielt allenfalls den Grafen von Limburg im Auge, der seinen Herrschaftsbereich schon bis Duisburg ausgestreckt hatte.


Tatsächlich bestimmten die Grafen von Kleve jederzeit das Gesetz des Handelns. Die Herren von Ahre, Hünxer, Götterswick, Beeck und Holten, die mit der Bitte um die Stadtgründung in Kalkar vor dem Klever Herzog vorstellig wurden, gehörten ohnehin zur Familie. Die Zusage der Stadtgründung fiel innerhalb des Familienverbandes leicht. Die unwirtliche Lake, an der sich eine Burg befand und eine kleine "wilde Siedlung" vor der Burg, konnte ab dem 2. August 1273 trockengelegt und mit Häusern auf Pfählen bebaut werden. Niederländische Wasseringenieure zeigten, wie das ging, und die Dinslakener gingen tatkräftig ans Werk. Die Klever Grafen motivierten die Dinslakener durch Privilegien.